Metrogroup Marathon Düsseldorf – 42.195 km Hitzeschlacht und große Gefühle

Auch wenn ich inzwischen zwei Nächte drüber schlafen konnte, verstehen kann ich das, was gestern passiert ist alles immer noch nicht ganz, aber fangen wir doch mal vorne an:

Als um 6 Uhr der Wecker klingelte war ich sofort wach, auch wenn ich in der Nacht mehrmals wach war, die Aufregung doch da irgendwie. Nach einem leichten Frühstück (Nutellatoast) wurden dann die letzten Sachen gepackt, die Laufklamotten angezogen und schon ging es los. Geparkt haben wir bei mir an der Arbeit, zum Startbereich ging es dann mit der Straßenbahn. Kaum aus der Bahn ausgestiegen hatte ich auch schon das Ziel vor Augen, auch wenn noch 42.195 km vor mir lagen.

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Nachdem der Turnbeutel im Nachzielbereich abgegeben war, ging es zum Start und auf dem Weg dahin noch schnell beim Runnersworld-Forentreff vorbei. Hier lernte ich also die Mitstreiter des heutigen Tages kennen und den Mann, der den Wagen vor den Elitedamen gefahren ist. Im Startbereich haben wir dann Nicole getroffen, die mich mit einem Riesenschild angefeuert hat.

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Nachdem die Handbiker und Einradfahrer auf der Strecke waren wurde es ernst. Punkt 9:30 fiel der Startschuß und es ging los. Als die Masse sich in Bewegung setzte gab es kein zurück mehr, 42 Kilometer und genau 195 Meter lagen vor mir. Beim überqueren der Startmatten noch schnell die Uhr gestartet und los gings. Die ersten paar Kilometer waren gut, die Stimmung an der Strecke war super und Kathi und Nicole feuerten mich an und ich fühlte mich gut. Da es doch warm war und ja richtig heiß werden sollte, war trinken ab der ersten Versorgungsstelle angesagt. Nach der ersten Schleife (vorbei an der Messe und am Aquazoo) kam ich an Kilometer 7 wieder an den beiden Mädels vorbei.

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Auf einmal war Ulli (ein anderer Marathoni aus dem Runnersworld Forum) neben mir und wir liefen zusammen über die Oberkassler Brücke auf die andere Rheinseite. Auf der Brücke kamen uns die Eliteläufer entgegen, die hatten zu diesem Zeitpunkt etwa 19km zurückgelegt, wir gerade mal 9.5! Die waren echt schnell unterwegs, total krass und bewundernswert. Nebenbei bemerkten Ulli und ich, dass wir etwa 15-20 Sekunden pro Kilometer schneller waren als geplant, die ersten 10km waren nach 1:01:51 zurückgelegt. Auf den folgenden Kilometern nahmen wir ein wenig das Tempo raus. In Oberkassel waren mehr Menschen als am Anfang der Strecke auf der Straße und das machte echt gute Laune. Es lief alles. Kurz nach Kilometer 16 stand Sven an der Strecke und fotografierte mich, ich gab ihm in vorbei laufen einen High-Five. Als es wieder über die Brücke ging überholte mich ein Arbeitskollege der in der Staffel mit lief und standen an der Strecke ein paar Arbeitskollegen an der Strecke und jubelten mir zu.

Kurz danach war der Halbmarathon erreicht und es war immer noch alles gut. Es war zwar warm, die Verpflegung (Wasser, Isogetränke, später dann auch Bananen, Gels und Cola) und die Schwämme taten aber ihren Zweck noch. Auf den nächsten Kilometern stieg meine Herzfrequenz immer weiter an. An Kilometer 26 stand Stefan an der Strecke und ich wusste, dass Nicole, Sven und Kathi kurz nach Kilometer stehen würde. Als sie mich sahen fingen sie an wie wild meinen Namen zu brüllen und zu kreischen, es war echt der Wahnsinn. Bei Kilometer 27 änderte sich alles, auf einmal musste ich gehen. Ich kann im Endeffekt nicht mehr sagen wieso genau, aber ich musste einfach gehen. Auf einmal kam eine Frau auf mich zu und fragte, ob wir zusammen laufen sollten. Ich lief also weiter und sie erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei. Ich sagte ihr das alles okay sei. Ich lief also neben Anja (so hieß die Junge Dame) weiter und es half mir schon sehr. Bei Kilometer 30 kamen wir an Alex & Nicoles Wohnung vorbei und an den Laternen hingen Zettel auf denen „Brandi wir sind stolz auf dich“ stand! Sehr sehr coole Sache! Direkt danach liefen wir an Kathi, Nicole und Sven wieder vorbei und die drei schrien was das Zeug hielt.

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Nach weiteren 2 km musste ich wieder gehen und sagte bedankte mich bei Anja für die Hilfe, sagte ihr, dass sie ruhig laufen soll, ich würde schon alleine klarkommen. Die nächsten paar Kilometer schleppte ich mich von Verpflegungsstelle zu Verpflegungsstelle, es war ein echt harter Kampf. In der Hitze des Tages zu laufen war eine reine Qual aber aufgeben war keine Option, ich wollte ins Ziel. Bei Kilometer 34/35 kam auf einmal Ulli wieder von hinten am mich ran gelaufen und wir liefen bis Kilometer 37 zusammen. Vielen Dank für die Hilfe, es hat mir echt viel bedeutet. Es waren noch noch 5 Kilometer bis zum Ziel, 5 Kilometer die ich normalerweise locker in unter 30 Minuten bewältigen konnte… Heute war aber nicht normalerweise, heute hatte ich schon 37 km in den Beinen und das merkte ich auch. In einem Mix aus Gehen und Laufen ging es also auf die letzten Kilometer und ich sagte auch Ulli, dass er laufen soll, ich würde schon nachkommen. Ich kann gar nicht beschreiben was mir durch den Kopf ging auf diesen letzten Kilometern, ich wollte nur noch ins Ziel, ich wollte Laufen doch es war so unglaublich schwer, die Beine fühlten sich an wie aus Beton, ich hatte echt zu kämpfen und dazu kam noch diese Hitze… Ich freute mich über jede Versorgungsstelle, dann hier gab es Wasser und mit Hilfe der Schwämme gab es ein wenig Abkühlung. Nachdem 39 Kilometer absolviert waren war das Ziel zum Greifen nahe, leider geht es ab da aber nochmal zur Kö. Diese Kö Runde schien kein Ende zu nehmen, für die letzten 2 Kilometer habe ich auch mehr als 15 Minuten gebraucht. Die letzten 800 Meter lief ich aber wieder, die letzten 800 Meter waren aber auch von Zuschauern gesäumt und es war ein geniales Gefühl. Auch wenn ich total am Ende war, niemand konnte mich jetzt noch aufhalten. Nicole, Kathi, Tobi, Stefan standen rechts an der Seite als auf den letzten 50 Metern war, Simon stand mit seiner Kamera direkt zwischen die Läufern auf der Zielgeraden und mit erhobenen Armen lief ich durchs Ziel. Ich hatte es geschafft! Ich war am Ende meiner Kräfte aber ich war gerade einen Marathon gelaufen! Die Uhr zeigte etwas über 4:50:00 an, ich wusste aber, dass ich Netto unter den 4:50:00 geblieben war.

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Ich hatte mir vorher oft vorgestellt wie es sich wohl anfühlen würde diese Ziellinie zu überqueren und das was ich fühlte hatte nichts damit zu tun. Ich hatte Durst und brauchte dringend Wasser und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten, ich wollte sitzen. Ich ging ein paar Meter weiter und bekam von einer Cheerleaderin meine Medaille umgehängt und war einfach nur Stolz. Mit dem Überqueren der Ziellinie hatte ich mein letztes Ziel erreicht und einen langen Weg hinter mich gebracht. Ich hatte etwas erreicht, von dem ich vor einem Jahr nicht mal geträumt hätte. Als ich im Oktober 2010 den Beschluss gefasst habe abzunehmen und fitter zu werden, stand der Marathon ganz unten auf meiner Liste und war am weitesten entfernt, ich konnte ja nicht mal 30 Minuten am Stück laufen. Ich habe mir mit dem Marathon einen Traum erfüllt der in den letzten Monaten in mir gewachsen und gereift ist, mit dem Düsseldorf Marathon ging es dann doch schneller als gedacht. Auch wenn ich mit den 4:49:44 sicherlich nicht die beste Zeit erreicht habe, für mein Debüt finde ich es einfach super, immerhin bin ich ins Ziel gekommen! Auch wenn es gestern hart war, war es sicherlicher einer der besten Tage in meinem Leben!

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Vielen Dank an Nicole, Kathi, Stefan, Tobi, Sven, Simon und meine Arbeitskollegen für das geniale Anfeuern an der Strecke! Vielen Dank an alle, die mich bei anderen Wettkämpfen angefeuert haben, die mit mir Laufen waren, die mich auf dem gesamten Weg unterstützt und an mich geglaubt haben. Ohne euch wäre das alles nicht so schön gewesen! Natürlich geht mein Weg ab hier weiter, neue Ziele müssen gefunden werden, das kommt aber die tage erst…

Ich will noch was zu dem Mann im Hasenkostüm sagen: Sein Name ist Peter, er hat zusammen mit einem Freund den Düsseldorf Marathon in Hasenkostüm absolviert um Spenden für Unicef zu sammeln. Ein paar hundert Meter sind wir während des Marathons zusammen gelaufen und ein wenig unterhalten. Seine Spendenseite findet man hier.

PS.

Das hier sind natürlich nicht alle Fotos, ich hatte ja gestern schon welche hier gepostet.

3 thoughts on “Metrogroup Marathon Düsseldorf – 42.195 km Hitzeschlacht und große Gefühle

  1. Herzlichen Glückwunsch und ganz großen Respekt! Den ersten Marathon gefinished und das bei alles andere als guten Bedingungen. Bei der Hitze dann noch unter 4:50 bei Deiner Premiere. Großes Tennis! Und ich wette, Du freust Dich mittlerweile auch schon auf den nächsten Marathon.

  2. Herzlichen Glückwunsch mein Sohn – du hast grosses geleistet – mach weiter so.Wir haben den Marathon im center TV verfolgt und sind am Muttertag früh aufgestanden- es hat sich gelohnt, denn wir haben dich durchs Ziel laufen sehenMama + Papa

  3. Es hat Spass gemacht, die verschiedenen Abschnitte gemeinsam zu Laufen, ich wäre zugern auch in Berlin dabei …..Großen Respekt für dein Durchkämpfen bis zum Ziel !!GrussUlli

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